Bekenntnisse eines ungeouteten Schwulen
Sonntag, 27. Januar 2013
Wie outen sich eigentlich Heterosexuelle? Und was hat das mit Jodie Foster zu tun?
Nun mag man einwerfen, dass dies doch gar nicht nötig sei, also sich als Heterosexueller zu outen. Heterosexualität ist die statistische Norm und kann somit bei einem Großteil der Menschen angenommen werden. Das heißt trotzdem nicht, dass sich Heterosexuelle nicht outen würden. Sie tun dies ständig - und zwar durch konkludentes Handeln: Sie besitzen einen andersgeschlechtlichen Partner, erzählen (manchmal andauernd) von diesem Freund oder dieser Freundin, laufen mit diesem Partner händchenhaltend durch die Stadt, küssen sich, flüstern sich Sachen zu, leben zusammen etc. pp. Darin nimmt keiner Anstoß. Homosexuelles konkludentes Verhalten hingegen scheint etwas anders gesehen zu werden. Überraschung, Ekel, Verwirrung, Starrdrang, Herablassung sind einige der Reaktionen, die man wohl zu erwarten hat. Mir persönlich wäre das Outing durch konkludentes Handeln eigentlich am liebsten und angenehmsten. Aber ich spüre diesen merkwürdigen Druck der heteronormativen Gesellschaft, der von mir verlangt, meinem Handeln eine Warnung vorauszuschicken: Das Outing. Ungewöhnlicherweise wird dieser Druck auch von Homosexuellen ausgeübt. Ganz perplex hat mich der Shitstorm zurückgelassen, der einer Rede Jodie Fosters folgte, die sie anlässlich des Erhalts des Golden Globe Cecil B. DeMille Awards hielt. Wer nicht weiß, worum es geht, hier diese menschliche Ansprache von einer klugen und, falls noch nicht bemerkt, lesbischen Frau:



Ich sage euch, in den Homo-Glossen und- Spalten und -Kommentarseiten der Internetwelt, da gab es nur ein Thema: Sie hat nicht die Worte "Ich bin lesbisch" gesagt. Was für ein Skandal! Denn offenbar muss man dies tun. Outing durch konkludentes Handeln ist wohl für viele Schwule und Lesben ein großes No-No. Nein, vorher muss man den Affentanz des Outing-Ritus durchführen, an jeder Haustür klingeln und über die Gegensprachanlage seine Sexualität verkünden. Und als berühmte Person sowieso, am besten mit Pressekonferenz und Pipapo. Foster problematisiert diese gesellschaftliche Erwartungshaltung und entzieht sich ihr in angenehmer Weise. Wollen wir nicht alle genau dorthin, wo sie schon zu sein scheint? In ein soziales Klima, in welcher die Sexualität keine Rolle mehr spielt und eben genau dann in jener Form erscheint, wenn man zwanglos nach ihr handelt?

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Letzte Aktualisierung: 13. Juli, 02:03
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