Bekenntnisse eines ungeouteten Schwulen
Montag, 25. März 2013
Ich bin seit einigen Tagen sehr sentimental. Heute habe ich in der Straßenbahn einen kurzen Heulanfall gehabt. Ich habe über den Mut anderer Menschen nachgedacht und darüber, wie ich zehn Jahre in meinem eigenen Saft geschmorrt habe. Die verpassten Chancen, sicher, sie lassen sich niemals nachholen. Eigentlich wollte ich mich von so etwas nicht unterkriegen lassen, abet jetzt, wo ich mit meinem Coming Out angefangen habe, da bricht es über mich herein. Die Realisierung, dass es zu spät ist. Nicht zu spät in einem wirklich existentiellen Sinn, aber doch zu spät für einige Erfahrungen, die ich so nicht mehr haben kann. Sicher, hoffentlich, vielleicht wird es andere geben, doch das Gefühl, etwas verpasst zu haben, dass kriege ich wohl nicht mehr los...

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Kopf hoch, Dir steht noch alles offen
Hola aus dem fernem Chile,

ich hab heute mal Deinen ganzen Blog durchgeackert und finde Du machst das ganz gut.
Besonders beglückwünschen möchte ich Dich zu Deinem ersten Coming Out. Oder doch lieber zu Deinen Freunden? Quatsch, Dich und Deine Freunde!

Mein "erstes Mal" war nach dem Kino, als die weibl. Freunde so für einen Schauspieler schwärmten und ich einfach mitgemacht habe. Erst Verwunderung, dann kamen Nachfragen mit anschl. gemeinsamen Lästern über den gleichen, "guten" Geschmack - die Jungs wurden richtig neidisch ;-). Ich habe meine Sexualität zwar nie versteckt, aber dennoch fehlte irgendwie ein direktes Coming Out in meiner Familie. Die gemeinsamen, oberflächlichen Bekundungen, dass man den jeweils Anderen schon versteht (Eltern Jahrgang 1930, Bruder 1953) reichen irgendwie nicht aus und nun ist es leider zu spät :-(
Ich lebe übrigens mit meinem chil. Partner, den ich in der Heterowelt gefunden habe, seit 12 Jahren hier, ganz offen, besonders in seiner Familie - sogar die Kleinen (Nichte von 10 J. und Neffe von 13 J.) wissen Bescheid.

Deine Angst vor öffentlicher Darbietung (Pissoir, Gemeinschaftsdusche, Umkleide ...) kann ich noch aus meiner "jungen" Zeit nachvollziehen. Ich bin den Schritt damals radikaler angegangen und habe meine Scheu am FKK-Strand (Badesee) abgelegt (Vorteil: er ist sowieso gemischt). Ok, ich hatte gute, sehr gute Freunde dabei und habe vorher ganz offen, wenn auch spaßig, ein mögliches Erektionsproblem angesprochen. Eine Freundin meinte dann nur: "Dann leg Dich auf den Bauch und gut ists". Vor lauter Spass und Tollerei hatte ich gar keine Zeit dazu :-) - der kalte See und ein extra Badetuch waren immer in der Nähe.

Für Kneipen und Toiletten habe ich mir mittlerweile ein paar "dumme" Sprüche zurecht gelegt, z.B.
- am Pinkelbecken, wenn einer merklich rübersieht: "Und, wie lautet Dein Mängelbericht?"
- zur (unerwünschten) Frage ob ich schwul sei: "Warum fragst Du? Willst Du mit mir ins Bett?"
Es ist schon erstaunlich, wie man mit einer gewissen Offenheit sein gegenüber verblüffen kann :-)

Man kann zu wenig an seinem Äußeren verändern ohne sich selbst zu verlieren, sei es die krumme Nase, der angeblich zu kleine/krumme Penis, die Haarfarbe oder die beginnenden Geheimratsecken ... Ich habe für mich festgestellt, dass man viel mehr Menschen kennen lernt (aller sexueller Coleur), wenn man im Freundeskreis offen mit seiner Sexualität umgehen kann. Das strahlt irgendwie auf Fremde ab und man wird unerwartet auch von "mutigeren" Männern angesprochen.

Viel Erfolg noch auf Deinem Weg

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Deine Worte sind gerade Balsam für meine Seele. Vieles, was du scheibst, entspricht genau meiner Wunschvorstellung eines "schwulen" Lebens. Eben nicht vordergründig schwul, sondern normal und offen. Es kommt halt leider nicht vom Himmel gefallen. Man muss wohl ziemlich hart dran arbeiten, was ich gerade selber merke... mein derzetiger Plan ist es locker und flockig mal auf Arbeit meine sexuelle Identität vom Stapel zu lassen. Aber das Ziel ist wohl zu hpch gesteckt, ich krieg's nicht hin. Naja, ich experimentiere vielleicht weiter an meinen Freunden rum, damit könnte ja noch etwas stets zu gebrauchende Lockerheit dazukommen.

Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll, dass du meinen Blog "durchgeackert" hast. Das macht mich zwar irgendwie stolz und es freut mich, dass meine eigen-therapeutischen Ergüsse gelesen werden, aber gleichzeitig frage ich mich: Hast du nicht besseres zu tun? Z.B. mit deinem Partner kuscheln oder so :D

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Nur kuscheln? ;-)
"Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll, dass du meinen Blog "durchgeackert" hast."

Ich will immer alles genau wissen ;-) Nein, ich hatte diesen letzten Post gelesen und dann einfach nur mehr Hintergrundinfo dazu haben wollen.

"Hast du nicht besseres zu tun?"
Ich kuschel doch nicht den ganzen Tag :-) Neben meinem Job als Hausmann, inkl. Büttchen bunt, nehme ich mir auch noch die Zeit für anderes und da ich manchmal des Spanischen müde bin, tummle ich mich im deutschen Netz.

P.S. Auf der Arbeit hatte ich Glück, große Bonner Bank und klasse Abteilung. Bei den montäglichen Unterhaltungen hatte ich niemals eine Pseudofreundin erfunden, sondern ganz normal von meinen Unternehmungen erzählt, dabei viel dann auch immer der Name Héctor. Beim Abteilungsfest hatte ich ihn dann einfach mal mitgenommen. O.k. das interessanteste an ihm war, dass er Chilene war und so gut Deutsch sprach, aber danach war das Thema durch.

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