Bekenntnisse eines ungeouteten Schwulen
Samstag, 24. Januar 2015
Schwule Kumpels ...
... habe ich nicht. Ich denke nicht allzu oft über diesen merkwürdigen Fakt nach. Aber manchmal wird mir klar, dass dies natürlich ziemlich bescheuert und für meine Ziel, vielleicht auch mal eine Beziehung zu haben, eher hinderlich ist. Denn Schwule (außer eben ich) kennen sicherlich einige mehr Schwule, also würde man vielleicht mal einen Typen kennenlernen. Also soweit zu den von mir vermuteten negativen Folgen dieses Umstandes. Die Gründe sind mir auch klar: Coming Out mit 29, relativ fester Freundeskreis, in welchem ich der einzige Homo ist. Und Freundschaften aufbauen, das ist mit mir eine langwierige Angelegenheit - ungefähr so, wie sich einem scheuen Reh zu nähern. Dazu kommt ein relativ verkrampftes Verhältnis zu meiner Sexualität. Ich habe aufgrund meiner bisherigen Kontaktarmut zu Schwulen Probleme damit, zwischen Bekanntschaft, Freundschaft und Partnerschaft zu unterscheiden. Jeder Schwule beinhaltet für mich bereits die Möglichkeit von Sex und/oder einer Beziehung und da verhalte ich mich sofort total merkwürdig. Total dumm, ich weiß. Und sowas von unnötig... Naja, wie schon gesagt - ich verkrampfe. Ich hoffe mal, irgendwann klappt das trotz hartnäckiger Sozialisierungsschwäche mit ein paar schwulen Kumpels. Nichts erwarten, aber Hoffnung nicht aufgeben! Ist seit Dezember sowieso mein Mantra - ich heule seitdem auch kaum noch, was ich als positives Zeichen deute.

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Montag, 29. Dezember 2014
Die 10 Nicht-Gebote
In einem Wettbewerb sind die 10 Nicht-Gebote des Atheismus (10 "non-commandments" of Atheism) gekürt worden. Hier mal meine Übersetzung:

1. Sei aufgeschlossen und stets bereit, deine Überzeugungen angesichts neuer Beweise zu ändern.
2. Bemühe dich um ein Wissen der Dinge, welche höchstwahrscheinlich wahr sind, aber nicht jener Dinge, die nur du wahrhaben willst.
3. Die wissenschaftliche Methode ist der zuverlässigste Weg zum Verständnis der natürlichen Welt.
4. Jeder Mensch hat das Recht, über seinen eigenen Körper zu bestimmen.
5. Es steht nicht zwangsläufig fest, dass Gott ein gutes Wesen ist oder ein erfülltes und bedeutungsvolles Leben hat.
6. Bedenke die Folgen deines Handelns und erkenne die Pflicht an, Verantwortung dafür zu übernehmen.
7. Behandele andere stets so, wie du selbst von ihnen behandelt werden willst und wie sie behandelt werden wollen, soweit du dies angemessen einschätzen kannst. Versetz dich in ihre Lage.
8. Wir haben die Pflicht, andere in unsere Überlegungen einzubeziehen - auch zukünftige Generationen.
9. Es gibt nicht nur eine richtige Art und Weise, sein Leben zu gestalten.
10. Verlasse die Welt in einem besseren Zustand als du sie vorgefunden hast.

Dem gibt es nichts hinzuzufügen.

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Sonntag, 28. Dezember 2014
Homosexualität und Absolute Beginners
Ich wünsche mir, dass mehr Menschen verstehen, wie es ist, ein AB zu sein. Für einen Schwulen ist es sicher noch dramatischer, sich zu outen, aber manchmal habe ich schon das Gefühl, wenn ich jemanden mit meiner Unerfahrenheit konfrontiere, dass er dann denkt, ich sei abartig. Und ich will nicht, dass das jemand über mich denkt.

(aus: "Und wer küsst mich? Absolute Beginners - Wenn die Liebe auf sich warten lässt" von Maja Roedenbeck)
Ja, über die Parallelen von Homosexualität und sexueller/Beziehungsunerfahrenheit habe ich schon oft nachgedacht. Da ich ja nun sowohl das eine als auch das andere bin, habe ich auch ein bisschen Expertise auf beiden Gebieten. Wo man die beiden Phänomene nicht vergleichen kann, ist klar: Homosexualität ist eine sexuelle Orientierung, welche sehr früh, wahrscheinlich schon vor der Geburt, festgelegt wird und auch nicht mehr veränderbar ist. Das Dasein als Absolute Beginner ist eher ein gewachsenes Phänomen, welches in der Pubertät beginnt und auf gewisse traumatische Lebensereignisse und/oder charakterliche Eigenschaften (Introvertiertheit, Schüchternheit, geringes Selbstbewusstsein) zurückzuführen ist. Obwohl man wohl kaum behaupten kann, dass sich jemand ausgesucht hat, eine Leben ohne Sexualität und Beziehung zu führen, so kann man doch trotzdem feststellen, dass eine Veränderung der Situation möglich ist, wenn auch beschwerlich. Seine sexuellen Orientierung hingegen kann man nicht abschalten.

Die Gemeinsamkeiten sind eher auf der Ebene der gesellschaftlichen und für die Betroffenen darausfolgenden emotionalen Problematisierung zu finden. Erst mal ist klar, dass es in einer in einer liberalen und freiheitlichen Gesellschaft kein Problem darstellen sollte, ob jemand Homo oder Absolute Beginner ist. Aus welchen Gründen auch immer man lebt, wie man lebt: Wenn es niemand anderen stört, ist es hinzunehmen. Bei der Homosexualität ist dies theoretisch und rechtlich zwar weitestgehend der Fall, praktisch ist Homophobie aber noch zahlreich vorhanden und in den Köpfen verankert. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, Kulturtheoretiker Klaus Theweleit hat in einem kürzlich gehaltenen Votrag die durchaus plausible These aufgestellt, dass der Hauptgrund für Homophobie der Selbsterhaltungstrieb der Gemeinschaft ist: "Staatlich geschürte oder verordnete Homophobie stützt den staatlich verordneten zweigeschlechtlichen Eheverband als Grundstütze der staatlichen Macht." Was zu vor- und frühzivilisatorischen Zeiten durchaus angebracht war, ist heute einfach nicht mehr nötig.

Nun gibt es die lebenslange Jungfrau wohl auch schon länger (was sich allein schon aus einer Geschichte der Begriffe für dieses Phänomen erahnen lässt), aber ihr Vorhandensein wurde niemals so krass ind intensiv bekämpft wie Homosexuelle. Trotzdem zeigt das Eingangszitat doch eine beedruckende Deckung mit den Ängsten von Homos vor ihrem Coming Out. Ich denke diese Deckung ist eher ein modernes Phänomen, das entstehen konnte, weil die staatliche Diskriminierung von Homosexualität weitestgehend abgeschafft ist. Schwul oder lesbisch zu sein, ist heutzutage in der westlichen Gesellschaft und in einem liberalen Umfeld nicht mehr gleich mit einer Gefahr für das leibliche Wohl gleichzusetzen. Aber das seelische Wohl - und hier trifft der sich Homosexuelle mit dem Absolute Beginner - ist als Minderheit immer unter Stress. Besonders wenn es sich um einen solch zentralen Lebensbereich wie die Sexualität handelt, welcher bereits von Natur aus absolut grundlegend in unserem Wesen ist und in unserer medialen Gesellschaft mit ihren unrealistischen Körperansprüchen und den ständig wiedergkäuten romantischen Märchen immer präsent ist. In diesem Bereich von der Norm abzuweichen, nicht dem Standard zu entsprechen, dies anderen Menschen offenzulegen, bedarf entweder sehr viel Mut oder ist für einige Menschen sogar ausgeschlossen.

Beim Lesen von Maja Roedenbecks Buch über Absolute Beginnners hat mich diese Angst der Betroffenen, anderen von seiner eigenen Unerfahrenheit zu erzählen, sehr berührt. Natürlich gibt es Abstufungen: Für die einen ist es ausgeschlossen, diese Sache über sich preiszugeben, andere drücken sich mit Halbwahrheiten und spitzfindigen Aussagen um ein Coming Out. Die wenigsten gehen offensiv damit um. Berührt hat es mich, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass diese Geheimniskrämerei einen jeden Tag ein Stück mehr zerstört. Es geht um Liebe, es geht um Sex, es geht um Intimität - um Dinge, die für den Menschen eigentlich extrem wichtig sind. Es kann nicht gesund sein, zu verschweigen, dass man diese Dinge mit dem gleichen Geschlecht erleben will oder dass man sie noch nie erlebt hat, obwohl man sich so sehr danach sehnt. Dieses Leid kann man nicht nur mit sich herumschleppen, man muss es verdammt noch mal teilen. Aber ich weiß, wie schwer das ist, vielleicht für den Absolute Beginner noch schwerer als für den Schwulen oder die Lesbe. Homosexualität, ja, mittlerweile weiß jeder, dass es das gibt. Aber Menschen ohne sexuelle und Beziehungserfahrung? Ich befürchte auch immer, dass das vielen Menschen vollkommen fremd und suspekt ist. Erst kürzlich habe meinen Arbeitskollegen, mit denen ich mich super verstehe, von den ersten Dates meines Lebens erzählt, welche ich alle dieses Jahr mit 30 hatte. Ich war aufgeregt und haderte lange, ob ich es so sagen sollte, und der viele Alkohol lockerte meine Zweifel. Es war tatsächlich eine typische Coming Out Situation.

All das weist für mich darauf hin: Aufklärung tut not...

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Dienstag, 1. Juli 2014
"into athletes only"
Es ist faszinierend... es kommt mir so vor, dass nur die Menschen, die dem heutigen Schönheitsideal (schlank und/oder sportlich) entsprechen, die Auswahl betreffs Partnerschaft haben. Sie können sich relativ frei entscheiden, Ansprüche stellen und natürlich wollen sie meist etwas, dass ihrem Äußeren ähnlich ist. Der Rest der Menschen muss sehen, wo er bleibt - vielleicht wird er ja erwählt von einer Schönheit oder er muss sich mit der Mittelmäßigkeit, gar dem ganz schlechten Körpermaterial zufrieden geben. Pech gehabt. Zum Teil habe ich ja sogar Verständnis für die Anspruchshaltung der Schönen. Denn Schönheit ist in den seltensten Fällen einfach nur so da, sie wird meist hart erarbeitet, im Fitnessstudio, durch qualvollen Verzicht oder während des teuren Besuchs allermöglichen Verschönerungsdienstleister. Auch ich - der mal 105 Kilo wog, abgenommen hat, seinen Körper aber immer noch nicht leiden kann - habe kein Verständnis für übermäßiges Fett. Ich mag mich für diese Gedanken nicht, aber ich will einen halbwegs normalgewichtigen Mann als Partner. Fast ist es so, dass man die "Anderen" für seine unglaublich Anstrengung, die es ist, abzunehmen, bestrafen will. "Sie haben nicht das gleiche Maß an Anstrengung und Kraft in ihren Körper investiert wie ich? Verschwindet!" Man weiß ja auch nicht, woher all dieses Ideal kommt... ist es kulturell bedingt - dann würde ich diese Kultur und ihrem Körperwahn hassen. Oder aber gibt es tatsächlich eine biologische Komponente in diesem Verlangen - darf man sich dann moralisch echauffieren?

Wie immer bei diesen Dingen, denke ich viel zu viel darüber nach. Einem echten Körper komme ich damit nicht näher. Steht man sich am Ende vielleicht nur selbst im Weg? ;)

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Samstag, 26. April 2014
Selbstaufgabe in der Beziehung
Ich werde es nie verstehen, wie sich Menschen in einer Beziehung selbst aufgeben können. Sicher, man kann mir vorwerfen, dass ich noch nie eine Beziehung hatte und es folglich auch nicht verstehen würde. Aber ich will das auch gar nicht verstehen. Wenn ich plötzlich aufhöre, mich mit meinen Kumpels zu treffen, weil ich einen Partner habe, oder nur zwei Stunden in der Kneipe mit ihnen sitze und dann 22:00 Uhr überstürzt aufbreche, das kann doch nicht normal sein? Diese Art der Unterwerfung... da muss man doch dran leiden, oder? Sowas geht ja auch meist kaum vom Partner aus, sondern wird sich dann selbst auferlegt, weil man meint, irgendwie seinen Liebsten glücklich machen zu müssen.

Dann doch lieber bis zum Tod solo bleiben, da ist man, glaube ich, mehr und näher bei sich ...

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Letzte Aktualisierung: 13. Juli, 02:03
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